ja, da konnte man im Spreewald, Zeuthener Sangesbrüder sehn, hollahi, hollaho, hollahi jahija, hollahoh…

Ausflüge in den Spreewald haben im Männerchor Zeuthen eine lange, lange Tradition. Am Samstag, 27.04.2024, war es wieder so weit. Wenn es diesjährig auch nicht der komplette Chor war, trafen sich doch immerhin 8 Sänger aus Zeuthen morgens 08:45 Uhr auf dem Bahnhof in Königs Wusterhausen. Verstärkt wurde die Sängergruppe erfreulicherweise durch weitere 2 Sänger der Berliner Liedertafel. Die 10- köpfige Männergruppe wurde verständlicherweise durch ihre Lebenspartnerinnen begleitet.

Pünktlich um 09:03 Uhr ging es mit Sonnenschein, in den Cottbuser Zug hinein. Ausflugsziel Lübbenau. Da war doch aber vor Jahren etwas anders im Zug. Da fand eine Reisegruppe bestehend ca. 30 Personen in der Regel noch gemeinsam Platz in einem Waggon. Seit Einführung des Deutschlandtickets ist die Zeit vorbei. Der Zug voll mit Fahrgästen besetzt. Also suchten wir paarweise im Zug Sitzplätze. Platz wurde auch für unseren Bollerwagen zwischen den Fahrrädern gefunden. Eines der wichtigsten Utensilien, denn er war beladen mit unserer transportablen Musikanlage, bestehend aus Akkordeon, Verstärker- und Lautsprecherbox. Wenn ich mich an frühere Spreewaldfahrten erinnere, begann der Gesang des Chores bereits mit Abfahrt des Zuges und hielt bis zum Zielpunkt an. Durch unsere dezentralisierte Sitzordnung entfiel dieser Höhepunkt jedoch bei der diesjährigen Chorfahrt. Fünf Sänger hatten
Platz inmitten sehr lustigen, unterhaltsamen Fahrradfahrergruppe aus Biesental gefunden. Tief in das Gespräch eingebunden verlief die Fahrt bis Lübbenau sehr kurzweilig.

Wir sangen den Radfahrern und Radfahrerinnen vor dem Ausstieg selbstverständlich ein kleines Ständchen.

Dann … standen wir vor dem Lübbenauer Bahnhof, erwartungsvoll, sonnenbestrahlt und nahmen dankbar die erste Kümmerling Runde entgegen. Die Getränkerunde wurde natürlich sängerisch vorbereitet: „Ja, wenn das so ist, dann Prost, ja, wenn das so ist, dann Prost. Ja, wenn das so ist, ja wenn das so ist, ja wenn das so ist, dann Prost!“

Achim1 schulterte sein Akkordeon, Klaus sein Tamburin, Edgar sein Skiffleboard (Waschbrett) und Achim2 seine Rassel. Singenderweise zog die Gruppe vom Bahnhof in Richtung Hafen. Wir erreichten das Ziel zunächst nicht. Auf hälftiger Strecke flankierten wir das Restaurant & Café Hanschick.

Keine Spreewaldreise ohne Einkehr und Frühstück in diesem Lokal. Wir sind die ersten Gäste. Kaum Platz genommen stellen wir uns musikalisch vor: „Wir sind die Sangesbrüder, vom Zeuthner Männerchor, aus sangesfrohen Herzen, schalt unser Lied hervor…“ Der Gesang wird von vorübergehenden Passanten aufmerksam wahrgenommen und lädt auch diese zum Verweilen in der Gaststätte ein. Den Wirtsleuten brauchen wir uns nicht vorstellen, sie kennen uns bereits aus Besuchen in den vergangenen Jahren. Leckere Schmalzstullen und Bier kommen nunmehr auf den Tisch. Getrunken wird jedoch erst nach dem Gesang: „Ja, wo man Bier trinkt und ein Lied singt, da ist es herrlich, herrlich auf der Welt – Ja, wo man Bier trinkt und ein Lied singt, da ist es herrlich, herrlich auf der Welt.“ Nun aber Prost. Achim1 greift zum Akkordeon und die Melodien einer Reihe bekannten Weinlieder schallen in der
Gaststätte. Gern stimmen wir mit Gesang darin ein.

Bier ausgetrunken, Stullen aufgegessen. Der Kellner will kein Geld von den Anwesenden haben. Die Runde hat bereits Achim1, unser Vorsitzender bezahlt. Ein Dankeschön von uns allen musikalisch. „Achim wir danken dir, für diese Runde hier, wir danken dir. Achim wir danken dir, für diese Runde hier, für diese Runde hier, danken wir dir.“

Beim Wirt bedanken wir uns noch mit dem Lied: „Der Wirt hat einen Bauch, wir auch, wir auch, er trinkt nach altem Brauch, wir auch, wir auch.“

Im Grunde genommen, wollten wir jetzt den Weg zum Kahnhafen fortsetzen. Aber – vor dem Restaurant sehen wir Herren mit weißen Kapitänsmützen stehen. Einer spricht uns an: „Kahn gefällig, dann folgen sie mir auffällig!“ Die Gruppe folgt natürlich. Über einen schmalen Weg, an Wiesen und Gärten vorbei, gelangen wir an einen Seitenarm der Spree mit einem Bootssteg, an dem ein Spreewaldkahn geankert ist. Es ist kein historischer Kahn aus Holz, sondern ein moderner Kahn aus Aluminium, bestückt mit liebevoll geschmückten Tischen.

Schnell sind wir uns über den Mietpreis einig, schiffen uns ein und erwarten das Ablegen. Der heimatverbundene, erfahrene Kapitän stakt los. Die Wasserroute führt uns nicht in die belebte Hauptspree, sondern vorwiegend in beruhigte Nebenarme des Flusses. Aufmerksam folgen wir den interessanten Erläuterungen des „Käptn“, nutzen aber auch die Gelegenheit für Gesangseinlagen. Wir genießen die Naturruhe, die Vielzahl der Gewächse, die Tierwelt in und außerhalb des Flussbettes, die altertümlichen Spreewaldhäuser. Einfach alles sehr schön.

Nach ca. einer Stunde wird es an beiden Uferseiten belebter. Gastronomische Einrichtungen sind in Sicht. Schließlich ist es auch Mittagszeit. Wir laufen den Gasthof Oppott – die Stallwirtschaft H. Koal an.

In der 50-ger Jahren gab es einen DEFA-Film „Kahn der fröhlichen Leute“. Jetzt sehen wir an der Kahnanlegestelle des Gasthofes u.a. einen Kahn, besetzt mit jungen fröhlichen Frauen. Festlich geschmückt! Was ist hier bloß los? Eine kurze Nachfrage, klärt alles auf. Eine der Damen, feiert ihren „Junggesellinnenabschied“. Morgen wird die Hochzeit sein. Im Gespräch sickert durch, dass wir Sänger sind! Wie nicht anders zu erwarten, laden uns die Damen zum Singen eines Ständchens ein. Wer kann da schon absagen?

Zuvor wird aber geschmaust. Ich ziehe ein Gericht aus dem Spreewald vor, lecker Quark mit Kartoffeln. Mein Nachbar genießt ein Fischgericht, andere beköstigen sich mit Fleischgerichten. Jeder nach seinem Geschmack.

Die fröhlichen Damen ermahnen uns:“ Bitte, bitte das Ständchen, unser Kahn fährt bald wieder ab!“

Vor unserem Auftritt muss ich den Feiernden jedoch noch eine Geschichte erzählen. Es war auch eine Heirat. Der Männerchor Zeuthen machte eine Chorreise nach Lüneburg. Nach der Ankunft erfolgt ein gelockerter Stadtrundgang. Plötzlich stehen die Sänger vor dem Rathaus Lüneburg. Eine Hochzeitsgesellschaft kommt heraus. Spontan ruft der Chorleiter: „Sänger herbei, Ständchen singen“ Die Hochzeitsgesellschaft bleibt überrascht stehen. Das Brautpaar lächelt. Die Brauteltern schauen sich verblüfft und erschrocken an. Man hätte meinen können, sie denken, wer hat die bestellt und wer soll die bezahlen?

Nein, uns hatte keiner bestellt und uns musste auch keiner bezahlen. So sind Chorsänger. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, zur passenden Gelegenheit ein Gratisständchen.

Und so sollte es auch heute sein. Wir nahmen Aufstellung und es kann nicht anders sein, klang unsere Hymne: „Wir sind die Sangesbrüder, vom Zeuthner Männerchor, aus sangesfrohen Herzen, schalt unser Lied hervor…“

Jubel, Trubel, Heiterkeit war unser Lohn, seitens der anwesenden Gäste. Dem Vorstellungslied folgte noch das Weinlied „Aus der Traube in die Tonne“ und ein Trinklied.

Jetzt aber los, die Damen bedankten sich und begaben sich zu ihrem Kahn. Ab ging die Fahrt in das Eheglück.

Auch wir sammelten uns, bestiegen unsren Kahn und weiter ging es. „Jetzt fahrn wir übern See, übern See, jetzt fahrn wir übern — See…“ sangen wir den Gästen im Wirtshaus in Leede zu, als wir mit unserem Kahn vorbeikreuzten. Ja, die im Biergarten sitzenden Damen und Herren stimmten freudig in den Gesang mit ein. Zumindest die Älteren. Jüngere Personen kennen derartige Volkslieder vermutlich leider nicht mehr.

Nun ging es dem Heimathafen. Die Bezahlung der kleinen, sich an Bord bereitgestellten „Spaßmacherfläschchen“, setzte der Staker aus. „Geht aufs Haus! Das nehmen wir gern an und verabschieden uns mit einem Ständchen vor und für den Kapitän. „Danke, nicht gekentert, Ahoi, auf Wiedersehen und gerne wieder.“

Natürlich geht es noch nicht zum Bahnhof. An Rückfahrt ist noch nicht zu denken. Fußmarsch mit Musik in das Zentrum der Stadt, zum Kahnhafen.

Leute über Leute sind hier zu sehen. Es macht schon etwas Mühe, beieinanderstehende Tische für 20 Personen zu finden. Aber unser Norbert ist findig.
Endlich wieder sitzen. Eis, Eierplinsen, Kaffee, Kuchen, Getränke! Jeder findet das zu ihm passende Köstliche.

Selbstverständlich stellen wir uns auch hier als Männerchor Zeuthen vor. Kurze Anfrage an das Publikum, wo sitzen Berliner? Dann stimmt mal mit ein!!! Wir singen Berliner Medleys und alle singen mit. Das macht Spaß und Freude. Das war in Schöneberg…, Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft…, Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion…, Pack die Badehose ein…. und andere.

Der Gesang kam an, der traf die Seele, der machte gute Stimmung.

Wie kann es anderes sein, endete unser spontaner Auftritt mit der Märkischen Hymne „Märkische Heide, märkischer Sand“ und wurde mit viel Beifall belohnt.

Nach 30 minütiger Unterhaltung, hieß es auch hier vor Ort: „Muss i denn, muss i denn, zum Städtele hinaus, Städtele hinaus und du mein Schatz bleibst hier…“

Die Aussage traf nicht für unsere Schätzchen, unsere Partnerinnen zu. Diese nahmen wir selbstverständlich mit.

Ein schöner, erlebnisreicher, sangesbetonter Tag ging seinem Ende entgegen. Am Bahnhof Lübbenau angekommen, fasste ich die Tageserlebnisse nochmals zusammen. Ein Dankeschön an alle Reiseteilnehmer und ein letzter Schluck, eine letzte Runde von Hans-Joachim. Ein letztes Mal: „Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit, ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!“ Voller Zufriedenheit nun ab in den Zug und Rückfahrt nach Zeuthen. Unsere vier Gäste kündigten schon die Teilnahme für die kommende Reise an. „Das ist ja Prima.“

Autor Klaus Lehmann 1. Tenor und Moderator im Männerchor Zeuthen

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